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Vergleichendes Lexikon

Wichtige Definitionen, Schwellenwerte und Indices aus den Bereichen Klima, Klimafolgenforschung und Naturgefahren


Vorwort

Für viele Fachbegriffe, wie zum Beispiel Extremereignisse oder Dürre, gibt es in der Literatur keine eindeutigen bzw. unterschiedlichen Definitionen. Doch welche Definition ist die richtige? Mit zunehmendem Informationsbedarf zu den vielfältigen Fragen im Umgang mit dem Klimawandel wächst der Bedarf nach eindeutigen Definitionen der interdisziplinär genutzten Fachbegriffe.

Die vergleichende Zusammenstellung wichtiger Definitionen, Schwellenwerte, Kenndaten und Indices für Fragestellungen rund um das Thema Klimawandel und seine Folgen wurde vom Climate Service Center Germany (GERICS) – angeregt durch in der Praxis geäußerten Bedarf – erstellt, um Abhilfe zu schaffen. Das Lexikon richtet sich an Sachbearbeiter und Projektverantwortliche aus Verwaltung, Industrie und Wissenschaft, die sich in der Praxis mit klimarelevanten Fragestellungen beschäftigen. Darüber hinaus bietet es auch klimainteressierten Laien die Möglichkeit, ihr Wissen in Bezug auf unterschiedliche Definitions- und Methodikansätze zu verbessern.

Die vorliegende Sammlung vergleicht für ausgesuchte Begriffe aus dem Bereich Meteorologie, (Agrar-)Klimatologie und Hydro(geo)logie die Vielfalt möglicher Definitionen und Kenndaten. Darüber hinaus wird für ausgesuchte Parameter gezeigt, wie diese zu ermitteln sind und welche Einschränkungen die jeweiligen Verfahren besitzen können.

Dank existierender Suchmaschinen können heutzutage Begrifflichkeiten schnell online nachgeschlagen werden. Glossare mit meteorologischen Begriffen werden etwa vom Deutschen Wetterdienst (DWD), der World Meteorological Organization (WMO) oder vom „CLIVAR (Climate Variability and Predictability) programme“ angeboten. Eine unfangreiche Enzyklopädie bietet auch das Wiki „Klimawandel“, das auf die Nutzung im Bildungsbereich ausgerichtet ist und sich primär anderen Zielen widmet als die vorliegende Arbeit.

Klimawiki

Wenn man sich jedoch die Mühe macht, sich nicht mit der ersten Definition oder mit einem einzigen Ergebnis zufrieden zu geben, wird man sehr schnell feststellen, dass es für viele Begriffe nicht nur eine „gültige Definition“ gibt.

Für den Begriff „Dürre“ gibt es beispielsweise je nach sektoraler Sichtweise und vorhandenen Beobachtungsdaten unterschiedliche Definitionsansätze, woraus sich sehr schnell eine große Anzahl von Definitionen ergibt. Im englischsprachigen Raum existieren z.B. mehr als 150 verschiedene Definitionen von „Dürre“, die alle ihre Gültigkeit besitzen, jedoch eine räumliche, zeitliche und sektorale Begrenzung aufweisen. Wird diese Begrenzung nicht angegeben, entstehen schnell Konflikte, insbesondere dann, wenn die Definitionen zu unterschiedlichen Ergebnissen führen, bzw. sich unterschiedliche Grenz- und Schwellenwerte gegenüberstehen.

Mit welcher Definition muss dann gearbeitet werden? Wie vergleicht man Studien, die auf unterschiedlichen Annahmen beruhen? Der vorliegende Bericht gibt zwar keine Wertung für die einzelnen Definitionen an, er zeigt aber die jeweiligen Unterschiede und Hintergründe auf. Mit diesem Wissen ist es dann möglich, die relevanten Definitionen zu identifizieren oder aber weitere Fragen zu stellen, um die am besten auf die Fragestellung zugeschnittene Definitionsvariante zu ermitteln.

Der regionale und fachübergreifende Bezug

Generell gilt, dass Definitionen, Kenndaten oder Indices, die klimarelevante Parameter beinhalten, zumeist nur in einer bestimmten Klimazone Gültigkeit besitzen. Ihre Übertragbarkeit auf andere Zonen ist stark limitiert, da dort andere Bedingungen herrschen.

Die Verwendung statistischer Herangehensweisen, mit der Wahl von Perzentilen als obere und untere Schwellenwerte bietet eine größere Flexibilität, da sich die Grenzen den regionalen Datensätzen anpassen. Somit ist ihr Einsatz in verschiedenen Klimazonen möglich. Als Nachteil ist jedoch zu sehen, dass durch den Ortsbezug ein Vergleich zwischen einzelnen Regionen nur eingeschränkt möglich ist. Somit erhalten Entscheidungsträger auch keine festgeschriebenen Schwellenwerte, mit denen sie ohne größeren Aufwand arbeiten können. Zudem müssen die Eingangsdaten zunächst so lange fortlaufend aktualisiert werden, bis eine robuste Datengrundlage entstanden ist, mit der sinnvoll gearbeitet werden kann.

Neben der regionalen Übertragbarkeit ist die fachbezogene Übertragbarkeit häufig ebenfalls schwierig, da die Definitionen oft aufgrund meteorologischer, hydrologischer, sozioökonomischer oder anderer, etwa sektorbezogener Kriterien erfolgen. Dazu kommen noch unterschiedliche räumliche und zeitliche Betrachtungsebenen. Dies wird insbesondere dann problematisch, wenn in integrativen fachübergreifenden Projekten die unterschiedlichen Definitionen und Schwellenwerte parallel verwandt werden und zu Entscheidungskonflikten führen.

Aber auch innerhalb einzelner Fachdisziplinen können Vorgehensweisen zur Bestimmung von Kenndaten variieren. So werden häufig der Einfachheit halber empirische Berechnungsverfahren angewendet, die streng genommen nicht überall gültig sind. Im Laufe der Zeit gehen die Einschränkungen aufgrund schlechter Dokumentation zunehmend verloren, sodass oft ungenaue Lösungsansätze für spezifische Fragestellungen angewendet werden, was daraus abgeleiteten Entscheidungen nicht förderlich ist. Häufig spielt die Zugänglichkeit von Eingangsparametern die zentrale Rolle für die Wahl der Methodik, oft ungeachtet der allgemeinen Gültigkeit. Die zeitliche und räumliche Anwendbarkeit oder die Genauigkeit aufgrund der gemachten Annahmen bleiben oft unbeachtet bzw. undokumentiert. Deshalb werden bei den vorgestellten Methoden sowohl Vor- als auch Nachteile und die bekannten Grenzen der Verfahren angegeben.

Begriffsauswahl

Für die erste Auflage erfolgte die Auswahl der Begriffe in zwei Schritten. Zunächst wurden diejenigen gewählt, die in klimarelevanten Projekten häufig genutzt werden, deren Definition jedoch von Projekt zu Projekt variieren. In einem zweiten Schritt wurde die Sammlung um die Begriffe ergänzt, für die es zwar keine konkurrierenden Definitionen gibt, die zum weiteren Verständnis notwendig sind. Querverweise innerhalb des Lexikons werden dazu farblich hervorgehoben.

In der zweiten Auflage wurde das Lexikon um 76 wichtige Begriffe, Definitionen und Indices aus dem Bereich der Klimafolgenforschung ergänzt. Der Schwerpunkt lag hier bei der Beschreibung und Klassifikation von Wasserständen. Darüber hinaus wurden fünf Begriffe aus der ersten Auflage erweitert und überarbeitet.

Die vorliegende Begriffsauswahl wird auch weiterhin fortlaufend aktualisiert und um neue Begriffe ergänzt. Da das Lexikon als lebendes Dokument konzipiert ist, freuen wir uns über weitere Hinweise auf Definitionen oder Begriffe, die in dieser Sammlung noch fehlen und berücksichtigt werden sollten.

Quellenangaben

Bei der Auswahl der Quellenangaben stellt sich immer die Frage nach seriösen und unseriösen Quellen. Was in der Wissenschaft eine fundamentale Frage ist, verwischt mit zunehmender Distanz zum Wissenschaftssektor, bis alle Quellen ohne Gewichtung als gleichwertig angesehen werden. In dieser Begriffssammlung werden neben wissenschaftlichen Quellen auch solche zitiert, die im Internet schnell Begriffserklärungen bieten und deshalb häufig genutzt werden. Bei der Recherche zeigte sich bei vielen Begriffen, dass sich gleichlautende Begriffserklärungen unter vielen verschiedenen Quellen finden, wobei die Urquelle selten erkennbar ist. In diesen Fällen wurde das Zitat einer Literaturquelle zugeordnet, die jedoch nicht zwangsläufig die Urquelle sein muss.

Für einige Begriffe werden Zitate verwendet, die Internetseiten entstammen. Da sich die Link-Pfade in unregelmäßigen Zeitabständen verändern, werden hier nur Angaben zu den jeweiligen Hauptadressen gemacht. Von dort müssen die zugehörigen Glossare, Definitionssammlungen oder Begriffserklärungen eigenständig über die jeweiligen Menüs angesteuert werden.

Dank

Vielen Dank an Paul Bowyer, Irene Fischer-Bruns, Jörg Cortekar, Markus Groth, Nils Hempelmann, Barbara Hennemuth, Elke Keup-Thiel, Juliane Petersen, Sandra Pingel und Diana Rechid für ihre Hilfe bei der Recherche und für den internen Review. Die zahlreichen Anmerkungen haben substantiell zur Verbesserung des Inhalts beigetragen.

Autoren: Steffen Bender, Michaela Schaller

Version 2.0.1, Januar 2014

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